World Equestrian Games, Normandy (25.-29. August 2014)
Weltklasse an den WEG
Die Weltreiterspiele in der Dressur sind noch in vollem Gang und doch bereits Geschichte – zumindest aus schweizer Sicht: Marcela Krinke Susmelj und smeyers Molberg brillierten im Grand Prix Spezial mit 74.817%. Trotz der neuen persönlichen Bestleistung schrammte das Paar auf dem 16. Rang hauchdünn an der Qualifikation zur Kür vorbei.
sm. Die Huftritte, die Corinth an den letzten Weltreiterspielen in Lexington zurück gelassen hatte, sind gross: Mit 75.3% und einem 11. Schlussrang in der Grand Prix Kür sorgte Marcela damals mit ihrem ehemaligen Toppferd für einen Aufsehen erregenden Karrierehöhepunkt. Vier Jahre sind seitdem ins Land gegangen und inzwischen ist ihr Pferd der Stunde bekanntlich der überaus talentierte smeyers Molberg. Und wie viel Talent es braucht, will man gegen die weltbesten 100 Dressurpaare aus 32 Nationen antreten, das zeichnete sich an den diesjährigen Weltreiterspielen in der Dressur mehr als deutlich ab.
Countdown zu den Wettkämpfen
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Fontainebleau trafen alle vier Pferde der Schweizer Dressur Equipe wohl behalten am vergangenen Donnerstag, 21. August in der Normandie ein. So füllten sich die Stallzelte in Caen im Laufe des Tages und wurden nach patriotischer Herzenslust geschmückt:
Dasselbe galt für den anfangs noch verlassenen Trainingsbereich: Schon bald tummelten sich jede Menge ambitionierter Reitsportathleten und traten sich gegenseitig auf die Füsse respektive Hufe:
So ideal die Wettkampfbedingungen vor Ort in den ersten Vorbereitungstagen schienen, so unerbittlich schlug der eitle Sonnenschein Ende der Woche in einen garstigen Sprühregen (Zitat wetter.com) um. Nicht dass dieser Umstand die Stimmung im Schweizerzelt auch nur im Geringsten beeinträchtigt hätte, schlechtes Wetter war man sich nach dem Sommer 2014 schliesslich mehr als gewöhnt.
Nach einer fulminanten Eröffnungsfeier im Stade d’Ornano und einem für die Pferde der Schweizer Equipe erwartungsgemäss einwandfreien Vet-Check, wartete man gespannt auf die beiden ersten Wettkampftage im Grand Prix (Bilder dazu siehe WEG Fotoblog).
Mit Startnummer 77 im Grand Prix: Alles richtig gemacht!
Mit 100 Paaren traten im Grand Prix so viele Konkurrenten wie noch nie an Weltreiterspielen gegeneinander an. Die Schweizer Equipe hatte mit Caroline Häcki und Rigoletto Royal CH mit 67%, Hans Staub auf Warbeau mit 66% und Melanie Hofmann und GB Cazzago CH mit 67% bereits solide vorgelegt. Marcela Krinke trat als Teamleaderin im letzten Viertel der Prüfung an und lieferte einen tadellosen Ritt mit Höhepunkten in Molbergs Paradedisziplinen wie der Passage- und Piaffetour, gefolgt von glasklaren Wechseltouren. Molbergs noch vorhandenes Interesse an der Umgebung des Stade d'Ornano sorgte in der Prüfung für einen Hauch Verhaltenheit. So oder so quittierte das Richtergremium den Ritt mit schönen 73.186% (19. Rang), was dem Schweizer Duo für den Einzug in den GP Spezial der 30 Besten mehr als reichte. In der Teamwertung konnte sich die Schweizer Equipe damit auf dem 13. Rang von 24 teilnehmenden Nationen platzieren, während sich das deutsche Team Gold sicherte.
Ergebnisse WEG Grand Prix Einzelwertung
Ergebnisse WEG Grand Prix Teamwertung
Marcela und Molberg im GP: Zählen in der Wechseltour
Weltklasse im Grand Prix Spezial
Die Qualifikation für die Kür war aus schweizer Sicht ein unberechenbares Unterfangen, denn so viele leistungsstarke Gegner treten sonst kaum alle in derselben Prüfung an. So ritt Marcela noch entschlossener in das Stade d'Ornano ein und die frühmorgendliche Extrarunde durchs leere Stadion, die sie wenige Stunden vorher eingelegt hatte, tat Wirkung. Molberg liess sich noch frischer nach vorne reiten als am Tag zuvor und zeigte eine Prüfung, die sich gewaschen hatte: Jeder Tritt des temperamentvollen Dänen war, wo er sein sollte. So kämpften er und Marcela bis zum Schluss ohrenbetäubender Beifall der Anspannung wich. Glänzende 74.817% waren der verdiente Lohn für dieses wunderbare Stück Reiten (drei Richter benoteten den Ritt gar mit über 76% und sahen das Paar auf den vorderen 12 Rängen!). Die Platzierung, die sich gegen das Ende der Prüfung hin abzeichnete, war hingegen mehr als unverdient: Trotz deutlich besserer Noten als sie Corinth in Lexington 2010 für den Spezial erhalten hatte, verpasste das schweizer Paar mit dem 16. Schlussrang auf Grund eines einzelnen Punktes (!) den Einzug in die Kür.
Was Marcela Krinke Susmelj und smeyers Molberg über die Enttäuschung zum verpassten Küreinzug hinweg helfen wird, ist nicht zuletzt die Gewissheit, an den World Equestrian Games 2014 nicht nur einfach dabei gewesen zu sein, sondern mit zwei Weltklasse Ritten alles richtig gemacht zu haben.
Ergebnisse WEG Grand Prix Spezial Einzelwertung
Marcela und Molberg: Weltklasse!