5. Schweizermeistertitel in La Chaumaz
Ein Wochenende voller Emotionen liegt hinter Marcela Krinke Susmelj: Auf dem Viereck des Club des Ecuries de La Chaumaz dominierte sie zusammen mit smeyers Molberg die Schweizermeisterschaft der Dressurelite und gewann überlegen ihre fünfte Goldmedaille.
sm. Zum ersten Mal seit 25 Jahren fand die Schweizermeisterschaft im Dressurreiten wieder in der Romandie statt. Im Club des Ecuries de La Chaumaz war ein beflissener Veranstalter gefunden worden, um den Anlass gebührlich durchzuführen. Die meisten Konkurrenten der SM 2016 dürften wohl erstmal den Veranstaltungsort durchgegoogelt haben, um herauszufinden, wo sich dieses Russin denn nun genau befindet, respektive wo sie mit ihrem Pferdetransporter Ende September hinfahren müssen. Nicht so Marcela Krinke Susmelj: Genau dieser Ort steckt für die erfolgreiche Dressurreiterin voller Erinnerungen - Erinnerungen an die eigene Kindheit, aber auch an die Flucht aus der eigenen Heimat.
Als kleines Kind floh nämlich Marcela mit ihren Eltern, Grosseltern und Cousinen während des Prager Frühlings aus der damaligen Tschechoslowakei. Im Kanton Genf bat die Familie Krinke um Asyl in der Schweiz und durfte bleiben. Daraufhin kamen sie bei Bekannten in Russin unter und verbrachten in eben diesem Dörfchen ihre ersten Jahre in der Schweiz. „Ich war ja erst drei Jahre alt, als wir hierher gekommen sind,“ erzählt Marcela sichtlich bewegt. „Auch als wir nach einigen Jahren nach Basel übersiedelten, haben wir praktisch jeden Familienurlaub hier in dieser Gegend verbracht“, erinnert sich die Dressurreiterin. „Als ich erfahren habe, dass die diesjährige Schweizermeisterschaft ausgerechnet hier stattfinden würde, hat mich das natürlich sehr berührt. Ich fühle mich diesem Ort immer noch sehr verbunden.“
Und trotz dieses heimlichen Heimvorteiles, von dem eigentlich niemand so recht wusste, führte der vorgegebene Weg der Meisterschaft über zwei Runden: Eine 1. Wertungsprüfung im Grand Prix und eine 2. Wertungsprüfung in der Grand Prix Kür.
Kleine Nervenprobe im Grand Prix
So trat Marcela mit ihrem Pferd der Wahl, smeyers Molberg, die 1. Wertungsprüfung als letzte Konkurrentin an. Die beiden drehten eine fehlerfreie Runde Grand Prix und zeigten insbesondere in den Piaffen/Passagen ihre ganze Klasse. Allerdings schienen die etwas eingeschränkten Platzverhältnisse Molberg sichtlich nervös zu machen. „Molle war ziemlich gespannt heute im GP. Wenn er Zuschauer so nahe am Viereck sieht, da klingeln bei ihm alle Alarmglocken!“ lacht die erfahrene Amazone. Und das Lachen dürfte ihr ob dem Ergebnis nicht vergangen sein: Mit 73.18% konnten sich die beiden von der Konkurrenz absetzen und entschieden so die 1. Wertungsprüfung für sich.
Die drei Erstplatzierten im GP
Eine Klasse für sich in der Grand Prix Kür
Olympiapferd Molberg schien dann aber spätestens sonntags zum Klingelton der Grand Prix Kür seine Fassung wieder gefunden zu haben. Zu den Klängen von Doris Day warfen die beiden ihr ganzes Können in die Waagschale und boten den interessierten Zuschauer eine wunderbar stimmige Kürvorstellung. Dafür erhielten sie von den fünf Richtern insgesamt 77.275% und konnten auch diese 2. Wertungsprüfung klar für sich entscheiden.
Die fünf Erstklassierten der GP Kür
In der Meisterschaftswertung bedeuten zwei Siege selbstverständlich die Goldmedaille und so gewann Favoritin Marcela zusammen mit ihrem Toppferd Molberg mit glatten 75% den Schweizermeistertitel der Dressurelite 2016. Die Silbermedaille bekam - mehr als verdient - die Genferin Antonella Joannou auf Dandy de la Roche umgehängt, Bronze erritt sich Charlotte Lenherr mit Darko of de Niro.
Ergebnisse Schweizermeisterschaft Elite
Die drei Medaillengewinnerinnen der Schweizermeisterschaft Dressurelite 2016
Alle Medaillengewinnerinnen der Schweizermeisterschaft Dressurreiten 2016
Und die Frage liegt doch nun auf der Hand und muss deshalb zum Abschluss gestellt werden: Ist denn nun der 5. Titel als Schweizermeisterin überhaupt noch aufregend oder ist das einfach ein weiterer Titel in der Sammlung? „Ganz und gar nicht!“ beteuert Krinke sogleich energisch. „Die Wahrheit ist, ich bin an kaum einem Turnier so aufgeregt wie an den Prüfungen um den Schweizermeistertitel! Und Irene Meyer geht es leider genauso. Vermutlich möchte man es gerade zu Hause einfach so gut wie nur irgend möglich machen.“
CHIO Aachen (13.-17. Juli 2016)
Top-Leistung im Grossen Dressurpreis von Aachen
Das Weltfest des Pferdesportes in Aachen ist für viele Profireiter eine der wichtigsten und zugleich schönsten Turnierdestinationen des Jahres. Als Einzelreiterin kämpfte sich Marcela Krinke Susmelj mit smeyers Molberg im Kürfinale des Nationenpreises (CDIO) unter die Top Six: Mit verdienten 77.05 % und dem 06. Schlussrang zeigte sich das Schweizer Paar kurz vor den Olympischen Sommerspielen in Bestform.
sm. Aachen ist Aachen. Dieser im Stadion der Soers beliebte Ausspruch bringt die Einmaligkeit der Veranstaltung auf den Punkt. Im Zuge der Durchführung des deutschen Nationenpreises ist das CHIO Aachen - besonders so kurz vor den Olympischen Spielen - wörtlich das Mass aller Dinge: Hier wird den Topreitern und -pferden nochmals leistungsmässig der Puls gefühlt. Der Erwartungsdruck ist entsprechend hoch, die Luft im Deutsche Bank Stadion dünn. Dem jährlichen Abenteuer Aachen haben sich auch Marcela Krinke Susmelj und smeyers Molberg als Einzelpaar in der CDIO Tour gestellt.
Foto: Viereck der Warmup Area mit einem Tribünenteil des Deutsche Bank Stadions
Doch bevor sich die internationalen Dressurpferde vor den unerbittlich kritischen Blicken der internationalen Judges im Viereck des Deutsche Bank Stadion zu profilieren hatten, bekamen sie unerwarteten Besuch - und zwar von niemandem Geringerem als dem schwedischen Königshaus! So schritt Königin Silvia mit gütiger Miene durch die Stallgasse, flankiert von ihrem Gatten König Carl XIV.
Foto: Königin Silvia und König Carl XIV. von Schweden begutachten die internationalen Dressurcracks (Fotocredit: Irene Meyer)
smeyers Molberg konzentriert im Grand Prix
In seiner ersten Prüfung statuierte smeyers Molberg ein Exempel seines Könnens. So zeigte sich das Schweizer Paar trotz dichten Regens hochkonzentriert und lieferte eine überaus solide erste Runde, ohne dabei gleich das allerletzte Risiko einzugehen: Mit 72.343% und dem 11. Platz reichte die sehr ansprechende Leistung dann auch problemlos, um sich für den Grand Prix Spezial zu qualifizieren (Ergebnisse CDIO Grand Prix).
Fotocredit: L+L Fotos.de
Angriff im Grand Prix Spezial
Zuversichtlich ritt Marcela anderntags in den Grand Prix Spezial ein, denn: Der Spezial als zweites Pflichtprogramm enthält jede Menge Passagen und Verstärkungen, was ihrem Molle bekanntlich ganz gut in die Karten spielt. Beherzt griffen die beiden an und mobilisierten im Viereck so viel Energie und Schubkraft, dass zuweilen sogar ein Lächeln über die für gewöhnlich gestrenge Miene ihres Trainers Ton de Ridder huschte. Einzig ein Tritt in den Einerwechseln erwies sich als nicht ganz durchgesprungen und sorgte für Punkteabzug: "Die fliegenden Wechsel gehören eigentlich zu den Paradelektionen von Molle. Da die Lektion aber stark im Vorwärts geritten wird, ist so ein Fehler einfach verflixt schnell passiert! Ich ärgere mich natürlich troztdem!" gesteht Marcela lachend.
Angesichts des ansprechenden Ergebnisses von 72.549% dürfte aber der Ärger schnell verflogen sein, umso mehr der 11. Platz locker für den Einzug in die Kür reichte (Ergebnisse CDIO Grand Prix Spezial).
Top Six im Grossen Dressurpreis von Aachen
Unter geradezu idealen Bedingungen konnte das Schweizer Paar am nächsten Morgen ihre letzte Kür vor Rio und damit gewissermassen die Hauptprobe vor Olympia in Angriff nehmen. Marcela und Molberg lieferten einen energiegeladenen Auszug aus ihrem aktuellen Kürprogramm zur Musik von Doris Day ab. Toppferd Molberg zeigte sich hochmotiviert und leistete sich keinerlei Fehltritte - lediglich zum Schluss gab es für ihn schlicht kein Halten mehr. Aber im Publikum des ausverkauften Deutsche Bank Stadions schien keiner zu sein, der ihm diese Aufregung übel genommen hätte, ganz im Gegenteil: Unter tosendem Applaus totalisierten die beiden verdient 77.05% und beendeten den Grossen Dressurpreis von Aachen auf dem ausgezeichneten 06. Platz (Ergebnisse CDIO Grand Prix Kür).
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CDI-W Lipica (26.-29. Mai 2016)
Weltcupsieg für Sopran!
Der Weg nach Lipica (SLO) hat sich für Marcela Krinke Susmelj auch in diesem Jahr mehr als gelohnt: So gelang ihr im Sattel ihres Toppferdes Nr. 2, smeyers Sopran, mit einem Sieg im Grand Prix Freestyle (72.5%) den perfekten Einstieg in die neue Weltcupsaison.
sm. Trotz den vielen Kilometern auf dem Zähler freut sich Marcela Krinke Susmelj immer wieder von Neuem auf das malerische Turnier im Osten. "Lipica ist ein bisschen wie nach Hause kommen, auch wenn ich nicht direkt von hier stamme" erklärt die Luzerner Dresssurreiterin mit tschechischen Wurzeln. "Und hier die neue Weltcupsaison einzuläuten hat mir in den letzten Jahren eigentlich fast immer Glück gebracht." Auch wenn in Lipica viele der MitstreiterInnen der Osteuropaliga angehören, ist es auch Mitgliedern der Westeuropaliga - wie zum Bsp. Marcela Krinke Susmelj - erlaubt, als Gäste hier Punkte zu stehlen. Das Sammeln von Weltcuppunkten in einer fremden Liga ist während einer Weltcupsaison allerdings auf maximal zwei Turniere pro Saison limitiert. "Gerade für ein Pferd wie Sopran, das seine ersten GP-Erfahrungen macht, ist dieses Turnier sehr gut geeignet. Und ich habe natürlich auch nichts dagegen, wenn es in der Konkurrenz mal ausnahmsweise nicht nur von Topshots wimmelt", lacht die Amazone entwaffnend.
Mit zum Erfahrungen sammeln fahren durfte ausserdem auch smeyers Sonny Star und schien sich auf dem Trainingsplatz des internationalen Events mindestens ebenso zu Hause zu fühlen wie seine Reiterin.
Bild: smeyers Sonny Star ist in Lipica zu Trainingszwecken mit von der Partie
Bild: Marcela Krinke Susmelj entspannt mit Groom Silvia Werder bei der Besichtigung des traditiosreichen Gestütes
Mit Startnummer 1 in den Grand Prix
Mit der unbeliebten Startnummer 1 ging es für die beiden in die Qualifikationsrunde für die Weltcupkür. Und Sopran bewies vom ersten bis zum letzten Tritt, dass er seine Grand Prix-Hausaufgaben gemacht hatte. Die durchwegs konstante und nahezu fehlerfreie Runde wurde von dem internationalen Richtergremium mit guten 68.82% berücksichtigt, was für den 02. Rang ausreichte. "Ich bin sehr zufrieden mit Sopran. Besonders, wenn man bedenkt, dass das erst der dritte GP in Soprans Karriere überhaupt war!" kommentiert die Topreiterin die ansprechende Leistung.
Sieg in der Grand Prix Kür
Wie geschickt sich aber smeyers Sopran auf Weltcuppunktejagd anzu stellen in der Lage ist, demonstrierte dieser prompt in der GP-Kür - nota bene seinem allerersten Freestyle auf GP-Niveau überhaupt. Mit einer starken Galopptour heimste der kecke Däne jede Menge Punkte ein und wandelte diese direkt in Weltcuppunkte um: Mit 72.5% setzte sich das sympathischen Paar an die Spitze der Konkurrenz und der laufenden Weltcupwertung.
Ergebnisse CDI-W Grand Prix Kür
Bild: Marcela und Seppi geniessen ihren ersten Weltcupsieg